Presseaussendung zur 29. Sitzung des Finanzmarktstabilitätsgremiums

Das Finanzmarktstabilitätsgremium (FMSG) hat in seiner 29. Sitzung am 15. September 2021 die regelmäßig vorgesehenen Evaluierungen des Puffers für systemrelevante Institute (OSII), des Antizyklischen Kapitalpuffers sowie der systemischen Risiken aus der Hebelfinanzierung Alternativer Investmentfonds durchgeführt. Das Gremium hat auch wieder die systemischen Risiken aus der privaten Wohnimmobilienfinanzierung diskutiert.

Empfehlung zum OSII-Puffer

Im Rahmen der jährlichen Überprüfung der systemrelevanten Institute (OSII) in Österreich hat das FMSG seine Empfehlung für den OSII-Puffer erneuert. Sowohl der Kreis der identifizierten Institute als auch die Pufferhöhen haben sich im Vergleich zum Vorjahr nicht wesentlich verändert.

Makroprudenzielle Puffer haben wesentlich dazu beigetragen, dass der österreichische Bankensektor besser für krisenhafte Entwicklungen, wie sie auch in einer Pandemie auftreten können, gewappnet ist. Damit bestätigt sich diese wesentliche Lehre aus der Finanzkrise 2008.

Der OSII-Puffer adressiert die Risiken, die von einer Fehlfunktionen eines systemrelevanten Instituts auf das Finanzsystem und die Realwirtschaft ausgehen. Auf Basis der in den letzten Jahren entwickelten Methode hat das Gremium wie schon in den beiden Vorjahren einen OSII-Puffer für sieben Banken sowohl auf konsolidierter als auch auf unkonsolidierter Ebene empfohlen.

Details und die bankspezifischen Festlegungen finden sich in der Empfehlung FMSG/3/2021.

Empfehlung zum Antizyklischen Kapitalpuffer (AZKP)

Das FMSG empfiehlt der FMA, den AZKP weiterhin bei 0 % der risikogewichteten Aktiva – gültig ab dem 1. Jänner 2022 – zu belassen. Die seit dem zweiten Quartal 2020 positive Lücke zwischen dem Verhältnis von Kreditvolumen und Bruttoinlandsprodukt und dessen Trend geht weiterhin auf den starken Rückgang des Bruttoinlandsprodukts in Folge der Covid-19-Pandemie zurück. Allerdings mehren sich Anzeichen, dass die Kreditentwicklung sich von der Wirtschaftsentwicklung entkoppelt. Das Kreditwachstum ist bis zum ersten Quartal 2021 relativ zum Wirtschaftswachstum hoch geblieben. Zusätzliche Indikatoren weisen auf eine niedrige Risikodifferenzierung und hohe Bewertungen auf den Finanzmärkten, eine erkennbare Risikoneigung der Banken und eine zunehmende Überbewertung von Immobilien hin. Insolvenzen sind durch staatliche Interventionen und Unterstützungsmaßnahmen gegenüber 2019 in den Jahren 2020 und 2021 deutlich zurück gegangen. Die Unsicherheit hinsichtlich der zukünftigen Entwicklung bleibt weiterhin hoch.  

Das Gremium weist daher darauf hin, dass für die weitere Beurteilung der Notwendigkeit, einen höheren AZKP zu empfehlen, wesentlich ist, ob im Zuge der wirtschaftlichen Erholung eine nachhaltige Verbesserung der für den AZKP relevanten Indikatoren eintritt. Hinsichtlich der unter Beobachtung stehenden Indikatoren sind besonders die Kreditdynamik, die Kreditvergabestandards der Hypothekarkredite, die Risikoneigung der Banken, die Entwicklung der Verschuldung von Haushalten und Unternehmen sowie die Unsicherheiten über die wirtschaftliche Entwicklung hervorzuheben.

Systemische Risiken aus der Wohnimmobilienfinanzierung

Das FMSG hat sich auch in seiner 29. Sitzung wieder mit den systemischen Risiken aus der Wohnimmobilienfinanzierung privater Haushalte beschäftigt und festgestellt, dass die in der Presseaussendung zur 28. Sitzung beschriebene Dynamik mit hohem Immobilienpreis- und Kreditwachstum, niedrigen Kreditzinsen, hohem Wettbewerb und niedrigen Margen in Verbindung mit hohen Schuldendienst- und Beleihungsquoten weiter anhält. Das Gremium hat daher die OeNB gemäß ihren Aufgaben nach § 44c Nationalbankgesetz (NBG) gebeten, eine umfassende Analyse der Systemrisiken als Grundlage für eine etwaige Empfehlung des FMSG an die FMA nach § 23h Bankwesengesetz (BWG) vorzubereiten.

Evaluierung der systemischen Risiken aus der Hebelfinanzierung Alternativer Investmentfonds

Das FMSG hat seine jährliche Analyse zu Alternativen Investmentfonds (AIF) abgeschlossen. Dabei konnte das Gremium aus der Hebelfinanzierung der AIF keine maßgeblichen Systemrisiken im Finanzsystem oder wesentliche Risiken von Marktstörungen in einzelnen oder mehreren Marktsegmenten sowie für das langfristige Wirtschaftswachstum feststellen. Allerdings besteht bei Immobilienfonds weiterhin eine hohe strukturelle Liquiditätslücke aufgrund der gemäß Immobilien-Investmentfondsgesetz (ImmoInvFG) möglichen täglichen Anteilscheinrückgabe trotz illiquider Veranlagung, wobei die daraus resultierenden Risiken zu Finanzmarktstabilitätsrisiken beitragen könnten. Das FMSG unterstützt eine diesbezügliche Gesetzesänderung, um diese Risiken zu mitigieren.

Informationen zum FMSG

Das FMSG hat im Jahr 2014 seine Tätigkeit aufgenommen. Seine Aufgabe ist die Stärkung der Finanzmarktstabilität. Mitglieder sind Vertreter des Bundesministeriums für Finanzen, des Fiskalrats, der Finanzmarktaufsicht und der Oesterreichischen Nationalbank. Das FMSG kann insbesondere Empfehlungen an die Finanzmarktaufsicht und Risikohinweise abgeben.