Presseaussendung zur 27. Sitzung des Finanzmarktstabilitätsgremiums
Das Finanzmarktstabilitätsgremium (FMSG) legte auch in seiner 27. Sitzung am 9. März 2021 den Schwerpunkt auf die Systemrisikoimplikationen der Covid-19 Pandemie. Zudem diskutierte das Gremium die systemischen Risiken aus der Finanzierung von Gewerbeimmobilien und den Jahresbericht des FMSG für das Jahr 2020. Das FMSG hielt seine Empfehlung aufrecht, den Antizyklischen Kapitalpuffer bei 0 % zu belassen.
Systemische Risiken aus der Gewerbeimmobilienfinanzierung
Die Bedeutung von Hypothekarkrediten für die Geschäftsmodelle der österreichischen Banken ist in den letzten Jahren kontinuierlich angestiegen. Das FMSG setzte daher Maßnahmen, um das wohnimmobilieninduzierte Systemrisiko zu reduzieren. Ein EU-Vergleich zeigt, dass auch der Anteil von hypothekarisch besicherten Unternehmenskrediten an der Bilanzsumme bei österreichischen Banken überdurchschnittlich hoch ist. Zudem sind Teile des Gewerbeimmobilienmarkts – insbesondere für Einzelhandel und Tourismus – besonders stark von der Covid-19 Pandemie betroffen. Das Gremium beobachtet daher die systemischen Risiken aus Gewerbeimmobilienfinanzierungen sehr genau. Um die Risiken besser einschätzen zu können, erwartet sich das Gremium wichtige Erkenntnisse aus der verbesserten Datenlage zu Preisen, Mieten und Mietrenditen von Gewerbeimmobilien, an deren Umsetzung derzeit aktiv von der OeNB in Zusammenarbeit mit dem Bankensektor gearbeitet wird.
Jahresbericht 2020
Das Gremium diskutierte in seiner 27. Sitzung den Jahresbericht 2020. Die Tätigkeit des FMSG war im Jahr 2020 von den Auswirkungen der Covid-19 Pandemie auf die Finanzmarktstabilität in Österreich geprägt. Das Gremium berücksichtigte die Herausforderungen aus der Pandemie in seinen im Juni 2020 adaptierten Empfehlungen zum Systemrisikopuffer und Puffer für Systemrelevante Institute (O-SII Puffer) und setzte damit den Weg der Verbesserung der Risikotragfähigkeit des österreichischen Bankensektors fort, der mit den seit dem Jahr 2016 anzuwendenden makroprudenziellen Kapitalpuffern begonnen worden war. Damit leistete das Gremium einen wesentlichen Beitrag dazu, dass der österreichischen Bankensektor besser für krisenhafte Entwicklungen und insbesondere für die Auswirkungen der Covid-19 Pandemie gewappnet ist. Darüber hinaus bekräftigte das FMSG im Jahr 2020 neuerlich, dass für den Erhalt der Finanzmarktstabilität auch eine nachhaltige Vergabe von Immobilienkrediten eine wesentliche Rolle spielt.
Um die Risikotragfähigkeit angesichts der Covid-19 Pandemie weiter zu stärken, schloss sich das FMSG den Empfehlungen des Europäischen Ausschusses für Systemrisiken (European Systemic Risk Board, ESRB), der Europäischen Zentralbank (EZB), der Europäischen Versicherungs- und Pensionskassenaufsicht (EIOPA) und der Finanzmarktaufsichtsbehörde (FMA) an, bei der Gewinnverwendung Zurückhaltung zu üben. Zudem rief das Gremium dazu auf, die Transparenz der Bankbilanzen angesichts von Zahlungsmoratorien und staatlichen Garantien sicherzustellen, um eine adäquate Risikoeinschätzung durch die Banken selbst, aber auch durch Investoren und Bankaufsicht gewährleisten zu können, sowie frühzeitig adäquate Risikovorsorgen zur Abdeckung der Kreditrisikokosten zu bilden.
Der Jahresbericht wird Ende April 2021 an den Finanzausschuss des Nationalrats und an den Finanzminister übermittelt und auch auf der Homepage des FMSG veröffentlicht.
Empfehlung zum Antizyklischen Kapitalpuffer (AZKP)
Das FMSG hielt die Empfehlung eines AZKP in Höhe von 0% der risikogewichteten Aktiva – gültig ab dem 1. Juli 2021 (FMSG/1/2021) – an die FMA aufrecht. Zwar ist die Lücke zwischen dem Verhältnis von Kreditvolumen und Bruttoinlandsprodukt und dessen Trend seit dem zweiten Quartal 2020 positiv, jedoch geht dies auf den starken Rückgang des Bruttoinlandsprodukts zurück, während das Kreditwachstum vor dem Hintergrund der wirtschaftspolitischen Ausrichtung und Maßnahmen weiterhin als nicht exzessiv einzustufen ist.
Immobilienindikatoren bleiben auffällig
Unter den vom Gremium beobachteten Indikatoren bleiben jene mit Immobilienbezug auffällig: Die Risikogewichte der für hypothekarisch besicherten Kredite befinden sich auf historisch außergewöhnlich niedrigem Niveau, der Fundamentalpreisindikator für Wohnimmobilien zeigt eine Überbewertung von 19 % an, und die Verschuldungsquote der Haushalte ist auf 83 % der verfügbaren Einkommen gestiegen.
Informationen zum FMSG
Das FMSG hat im Jahr 2014 seine Tätigkeit aufgenommen. Seine Aufgabe ist die Stärkung der Finanzmarktstabilität. Mitglieder sind Vertreter des Bundesministeriums für Finanzen, des Fiskalrats, der Finanzmarktaufsicht und der Oesterreichischen Nationalbank. Das FMSG kann insbesondere Empfehlungen an die Finanzmarktaufsicht und Risikohinweise abgeben.